Vorträge in zwei verschiedenen Primarschulklassen
Vortrag über „mein Stottern und ich“
Ich stelle Euch folgende Punkte vor:
1. Was ist Stottern?
2. Was ist Stottern nicht?
3. Häufigkeit
4. Ursache
5. Tatsache
6. Warum können Stotternde Menschen manchmal flüssig sprechen?
7. Therapien
8. Gibt es Medikamente gegen das Stottern?
9. Beruht Stottern auf psychischen Problemen?
10. Selbsthilfe
11. Mein Stottern früher und heute
12. Wie sollen Zuhörer auf Stotterer reagieren?
13. Was tun, wenn das Stottern in der Schule zum Problem wird? Und was ist ein Nachteilsausgleich?
14. Gibt es berühmte Menschen die stottern oder gestottert haben?
1. Was ist das Stottern?
Das Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Es stört das Zusammenspiel von Atmung, Stimmgebung und Mundbewegungen. Diese verursacht häufige Unterbrechungen des Sprechens und führt zu Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörtern. Man wiederholt Wörter und Wortteile oder man zieht Wörter in die Länge. Das Stottern ist auch bei jedem Stotternden anders. Bei den Einen ist es stärker ausgeprägt, bei anderen eher weniger.
Die meisten Stotterer haben auch noch andere Symptome zum Stottern entwickelt. Dies nennt man auch Mitbewegungen. Manche zucken mit dem ganzen Körper oder ihr Gesicht verkrampft sich. Diese Mitbewegungen machen die Stotterer automatisch und unbewusst, damit sie die Wörter herausbringen. Dies ist in manchen Situationen sehr anstrengend und auch peinlich. Der Leidensdruck ist bei den meisten sehr hoch. Wenn man seine Meinung sagen will, ist man sehr eingeschränkt, weil man durch das Stottern viel Zeit benötigt und nicht alles sagen kann, was man eigentlich möchte. Die meisten Stotterer haben eine sehr starke Auffassungsgabe und nehmen alles was in der Umwelt passiert viel besser wahr. Nervosität oder Stress führt auch zum Stottern oder auch zu sehr starkem Stottern. Stottern ist eine Redeflussstörung, welche von Gefühlen wie Angst, Wut oder Unsicherheit begleitet werden.
Es gibt drei verschiedene Arten von Redeflussstörungen:
a) Teilwort Wiederholung à z.B. Ba-ba-banane
b) Verlängerung à z.B. B-b-b-banane
c) Blockierung à z.B. ------Banane
Es tritt häufig situationsgebunden auf und kann großen Schwankungen unterliegen. Wenn ein Stotterer eine Person sehr gut kennt und mit ihr vertraut ist, ist es meistens so, dass man dann weniger stottert. Das stottern stört bei Unterhaltungen mit Personen.
2. Was ist Stottern nicht?
Stottern ist keine ansteckende Krankheit!
Stottern ist kein Anzeichen von Schwäche!
Stottern ist keine schlechte Angewohnheit!
Stotterer sind nicht dumm!
Stottern ist keine psychische Störung.
Auch Stotterer geben sich beim Sprechen mühe!
Leider gibt es eine Menge Vorurteile und man macht sich immer wieder über Stotternde lustig. Es steht aber fest, dass Stottern weder von der Intelligenz noch von der Bildung oder der sozialen Herkunft abhängt. Stottern gibt es in allen Sprachen und Kulturen dieser Welt. Auch in Filmen werden stotternde Menschen immer wieder als minderwertig, dumm, trottelig, nutzlos und psychisch gestört dargestellt. Das ist diskriminierend.
3. Häufigkeit
In der Schweiz stottert etwa 1% der Bevölkerung. Das heißt jede hundertste Person in der Schweiz stottert oder ca. 80'000 Personen. Also genauer gesagt sind es 1% der Erwachsenen und 4% der Kinder, die Stottern. Im Erwachsenen Alter stottern vier mal mehr Männer als Frauen und bei den Kindern sind die Jungs fünf mal so häufig betroffen, wie die Mädchen. Auch in anderen Ländern ist das Stottern nicht unbekannt. In Deutschland beispielsweise stottern rund 800.000 Menschen.
4. Ursache
Die Ursache des Stotterns ist noch nicht ganz erforscht. Es kann vererbbar sein, aber es ist nicht immer so. Vererben bedeutet, dass etwas von den Eltern dem Kind weitergegeben wird, wie zum Beispiel besondere Talente und Eigenschaften. Es gibt Familien, in denen das Stottern vermehrt auftritt. Aber es gibt keine Beweise, dass dies vererbt wurde. Das Stottern fängt bei den meisten Personen zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr an. Dann lernt das Kind immer schwierigere Sätze zu sprechen. Es kann aber auch erst später anfangen. Es kann mit einem schlimmen Ereignis verbunden sein, von dem man traumatisiert ist. Das kann zum Beispiel sein, wenn der Vater oder die Mutter stirbt, oder wenn man etwas schlimmes erlebt oder gesehen hat.
5. Tatsache
Jeder Stotterer ist anders betroffen vom Stottern. Die einen finden es überhaupt nicht schlimm und können locker damit umgehen. Andere hingegen finden es schlimm und peinlich. Viele werden auch gehänselt und gemobbt, da sie nicht so sprechen können, wie die anderen. Stotterer sind vollkommen normale Menschen mit ihren positiven und negativen Eigenschaften.
6. Warum können stotternde Menschen manchmal flüssig sprechen?
Jeder Stotterer hat Momente, in denen er nicht stottert. Das kann aus verschiedenen Gründen sein. Wenn er nicht stottert, ist er gelassen und entspannt und in guter Umgebung, in der er sich wohl fühlt. Beim Singen, Flüstern und Sprechen im Chor oder im Takt können stotternde Menschen flüssig sprechen. Bei Anstrengung, Müdigkeit und Aufregung oder auch bei erhöhtem Umgebungslärm kann das Stottern zunehmen. Es gibt eine Situation, in der die meisten Stotterer nicht stottern. Das ist beim Singen. Beim singen öffnen sich die Stimmlippen und kleben nicht aneinander, wie man bei diesem Bild sieht.
7. Therapien
Bis jetzt gibt es noch keine Therapie, die das Stottern schnell wegzaubern kann. Therapien bedeuten einen großen zeitlichen Aufwand und viel Training und Selbstdisziplin.
Es wurde schon vermehrt versucht eine Therapie zu entwickeln, die überall anwendbar ist. Jedoch hat das bis jetzt noch nicht geklappt, da sich keine Therapie gut genug war. Sehr auffällig ist auch, dass es sehr viele Therapien für das Stottern gibt. In Schätzungen werden bis zu 250 verschiedene Methoden angegeben. Leider ist die Vielfalt an Therapien sehr groß und unübersichtlich. Deshalb sind viele Betroffene orientierungslos und wissen nicht, welche Therapien gut sind. Das nutzen auch einige Schwindler aus und bieten „neuartige“ Therapien an, in denen eine absolute Heilung versprochen wird, die in Wirklichkeit jedoch gar nichts bringen. Zum Beispiel gab es mal jemanden, der einen Tee anbot und behauptet hat, dass man danach nicht mehr stottert. Bei einer seriösen Therapie wird keine Heilung versprochen.
8. Gibt es Medikamente gegen das Stottern?
Aus medizinischer Sicht ist das Stottern nicht heilbar, man kann aber viel dagegen unternehmen. Die Pille gegen das Stottern gibt es nicht.
9. Beruht Stottern auf Psychischen Problemen?
Nein. Natürlich nagt bei Schwerststotternden das Problem am Selbstwertgefühl und sie fühlen sich minderwertig. Dies kann dann psychische Probleme verursachen. Das heißt, dass man dann nicht mehr rausgehen will und sich immer mehr in sich zurückzieht und alles von außen abschirmt.
10. Selbsthilfe
Ein Stotterer kann etwas tun! Er ist seinem Stottern nicht hilflos ausgeliefert. Er kann lernen es zu verändern und damit umzugehen, sodass es nicht stört und keine Belastung mehr ist. Für das alles gibt es eine sogenannte Selbsthilfegruppe, bei denen sich stotternde treffen und sich gegenseitig Ratschläge und Tipps geben. Es ist aber auch in Ordnung, wenn er gerade keine Therapie machen möchte.
Therapien bringen nur dann etwas, wenn der Stotterer dies auch will. Eine Therapie ist noch erfolgreicher, wenn das Umfeld einbezogen wird und mit macht.
Folgendes hilft:
· Offen über das Problem sprechen
· Sich nicht verstecken und das Stottern nicht vertuschen
· Sich über alle Therapiemöglichkeiten informieren
· Den Mut zum Sprechen nicht verlieren und sich nicht zurückziehen
· Nie aufgeben!
12. Wie sollen Zuhörer auf Stotternde reagieren
Zuhörer sollten beim kommunizieren mit einem Stotternden Augenkontakt halten und den Stotternden ausreden lassen. Die meisten Stotterer möchten ihre Sätze selber zu Ende sprechen und wollen nicht, dass dies der Zuhörer übernimmt. Die Zuhörer sollen einen Stotternden wie einen Normalsprechenden behandeln. Es gibt keinen Grund, peinlich berührt zu sein oder sich gestresst zu fühlen. Gut gemeinte Ratschläge für die Redensweise nerven und sollen nicht gemacht. Bei Unsicherheiten kann der Stotternde auch direkt gefragt werden, wie man sich als Zuhörer verhalten soll, also ob man z.B. die Sätze fertig machen soll oder nicht.
13. Was tun wenn das Stottern in der Schule zum Problem wird? Und was ist ein Nachteilsausgleich?
Wenn das Stottern in der Schule zum Problem wird müssen die Betroffenen die Lehrer aufklären und ihre Rechte einfordern. Es gibt in der Schule ein Anrecht auf einen Nachteilsausgleich. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man zusätzliche Zeit zum Sprechen erhält oder die Erlaubnis bekommt, ein technisches Hilfsmittel (wie z.B. ein Laptop) in mündlichen Prüfungen zu benutzen. Zudem können besondere Abmachungen zwischen Schüler und Lehrern getroffen werden. Stottern ist eine sprachliche Störung und dies ist vielen Lehrern nicht bekannt.
14. Berühmte Menschen welche stotterten
Isaac Newton - er war ein berühmter Physiker
Charles Darwin - Berühmter Naturforscher
Marilyn Monroe - Schauspielerin
Rowan Atkinson - Schauspieler (auch als Mr. Bean bekannt)
Bruce Willis - Schauspieler
David Mitchell - Schauspieler und Autor
König Georg IV - Großbritannien
Winston Churchill - war ein berühmter Politiker in Großbritannien
Joe Biden - US-Vizepräsident
Hier sieht man, dass viele berühmte und gescheite Leute stottern. Das ist auch ein Beweis dafür, dass Stotternde nicht dumm sind.
Reaktionen der Schüler auf meinen Vortrag:
Meine Logopädin von der hfh in Oerlikon, stellte sich zur Verfügung, mich für meinen Vortrag zu begleiten. Den ersten Vortrag hatten wir am 19.05.2014 bei einer 6. Primarklasse. Ich war schon ziemlich nervös. Mein Hauptlehrer entliess mich für mein Vorhaben für knapp zwei Lektionen aus seinem Unterricht. Vor der Schule traf ich mich mit meiner Logopädin und wir besprachen den ganzen Ablauf nochmals und sie erinnerte mich daran, dass ich langsam und deutlich sprechen soll. Das beruhigte mich ein wenig. Um 10 Uhr gingen wir ins Schulhaus Guldisloo rein und begaben uns in das Klassenzimmer, wo wir auch gleich meine ehemalige Lehrerin antrafen. Dort sagte sie mir, ich könne mich einrichten, so wie ich es wolle. Das tat ich auch. Der Beamer und die Lautsprecher waren schon eingerichtet, so musste ich nur noch meinen Laptop anhängen und einen kurz Check durchführen. Es klappte alles. Meine Logopädin und ich gingen nochmals den Ablauf durch und wir übten gemeinsam unsere Texte. Um punkt 10:10 Uhr läutete es und die Kinder strömten ins Klassenzimmer. Meine Nervosität stieg stetig. Als die Kinder endlich an ihren Plätzen waren, startete Sandra mit ihrem Teil. Sie informierte die Kinder weshalb wir hier sind und wie der Ablauf ist. Die Kinder hatten (so denke ich) vollkommenes Verständnis gegenüber dem Stottern. Als ich an der Reihe war konnte ich leider nur 2 Sätze sagen. Meine Logopädin griff sofort ein und übernahm meinen Teil auch, was mich erleichterte. Danach startete ich den Film. Man konnte in jedem Gesicht erkennen, dass die Kinder völlig verblüfft waren. Gerade vor zwei Minuten sahen sie mich mit starkem stottern und nun auf dem Video praktisch stotterfrei! Manche hatten ihren Mund weit geöffnet und andere die Augen erstaunt aufgerissen. Innerlich freute mich das natürlich sehr, denn das war auch mein Ziel, die Kinder zu erreichen. Gegen Ende des Filmes merkte ich, dass es etwas unruhig in der Klasse wurde. Aber ich denke, dass das vor allem daran lag, dass sie mit viel Wissen und Tatsachen konfrontiert wurden. Dennoch habe ich das Gefühl, dass sie immer zuhörten und auch Interesse zeigten. Nach dem Film kam die Fragerunde. Da schnellten schon die ersten Arme hoch und sie konnten ihre Fragen stellen. Es kamen sehr interessante Fragen, wie zum Beispiel, ob ich in einer anderen Sprache auch stottere. Ein Mädchen in der vordersten Reihe sagte, sie findet es sehr mutig von mir, dass ich einfach in Schulklassen gehe und einen Vortrag über das Stottern halte. Das machte mich sehr stolz. Auch die Lehrer waren sehr begeistert von meiner Präsentation. Es hatte sich noch ein anderer ebenfalls ehemaliger Lehrer in die Stunde eingeschlichen und meiner Präsentation gelauscht. Er war total begeistert davon. Ich denke, ich habe den Kindern wirklich zu verstehen gegeben, was es heisst zu stottern und wie es sich anfühlt.
Den zweiten Vortrag hielt ich am 21.05.2014 bei einer 4. Primarschulklasse. Der Ablauf war eigentlich genau der gleiche, wie zwei Tage zuvor. Zuerst besprachen Sandra und ich den Ablauf nochmals und dann gingen wir ins Schulhaus Robenhausen. Das Schulzimmer fanden wir sehr schnell. Der Beamer war schon eingerichtet. Ich musste nur noch meine mitgebrachten Lautsprecher aufbauen und mein Laptop am Beamer anschliessen. Danach klappte es. Bei dieser Klasse war ich noch ein bisschen nervöser als bei der 6. Klasse denn es war eine 4. Primarschulklasse und ich wusste nicht, wie sie den Vortrag aufnehmen und ob sie die Zusammenhänge überhaupt verstehen.
Glücklicherweise verlief alles gut. Niemand lachte oder machte einen dummen Kommentar, was ich eigentlich auch nicht erwartet hatte. Die Kinder waren ebenfalls sehr erstaunt, dass ich auf dem Video nicht stotterte. Die Fragen waren auch sehr spannend. Ein Kind fragte mich, ob ich bei einem Instrument, also zum Beispiel bei der Flöte auch stottere. Ich erklärte ihr, dass ich nur beim Sprechen stottere und sonst nicht. Ein anderes Kind sagte, dass er bei den Filmen von Mr. Bean nicht mehr lache, denn jetzt wisse er, dass man Stotternde nicht auslacht. Bei diesem Kommentar musste ich schmunzeln und meine Logopädin erklärte ihm, dass man nur nicht lachen darf, wenn man mit einem Stotternden spricht. Die Reaktionen waren genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich konnte den Kindern etwas vermitteln und das können sie das ganze Leben gebrauchen.
Den zweiten Vortrag hielt ich am 21.05.2014 bei einer 4. Primarschulklasse. Der Ablauf war eigentlich genau der gleiche, wie zwei Tage zuvor. Zuerst besprachen Sandra und ich den Ablauf nochmals und dann gingen wir ins Schulhaus Robenhausen. Das Schulzimmer fanden wir sehr schnell. Der Beamer war schon eingerichtet. Ich musste nur noch meine mitgebrachten Lautsprecher aufbauen und mein Laptop am Beamer anschliessen. Danach klappte es. Bei dieser Klasse war ich noch ein bisschen nervöser als bei der 6. Klasse denn es war eine 4. Primarschulklasse und ich wusste nicht, wie sie den Vortrag aufnehmen und ob sie die Zusammenhänge überhaupt verstehen.
Glücklicherweise verlief alles gut. Niemand lachte oder machte einen dummen Kommentar, was ich eigentlich auch nicht erwartet hatte. Die Kinder waren ebenfalls sehr erstaunt, dass ich auf dem Video nicht stotterte. Die Fragen waren auch sehr spannend. Ein Kind fragte mich, ob ich bei einem Instrument, also zum Beispiel bei der Flöte auch stottere. Ich erklärte ihr, dass ich nur beim Sprechen stottere und sonst nicht. Ein anderes Kind sagte, dass er bei den Filmen von Mr. Bean nicht mehr lache, denn jetzt wisse er, dass man Stotternde nicht auslacht. Bei diesem Kommentar musste ich schmunzeln und meine Logopädin erklärte ihm, dass man nur nicht lachen darf, wenn man mit einem Stotternden spricht. Die Reaktionen waren genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich konnte den Kindern etwas vermitteln und das können sie das ganze Leben gebrauchen.